Unser Leitbild

Menschen schreiben ihrer Umwelt Bedeutungen zu und machen sie auf diese Weise zu „ihrer“ Welt. Wir verstehen Kultur als einen Prozess, in dem Menschen ihre Umwelt bezeichnen, deuten, interpretieren und ihr damit Sinn verleihen.

Der Begriff Kultur kommt von lat. colere – pflegen und von cultura und cultus – Landbau, Anbau und Pflege des Bodens. Kultur bezeichnet also etwas Menschengemachtes, sich stets Veränderndes und definiert sich damit in Abgrenzung zur Natur und zum natürlich Gegebenen.

Die individuelle Identität von Menschen setzt sich aus diversen kulturellen Zugehörigkeiten zusammen. In diesem Sinne sind Kulturen vernetzte, verflochtene Entitäten, die Personen durchdringen und von ihnen durchdrungen werden. Dieser Fokus auf den Veränderungscharakter, auf das Hybride und Fluide im Begriff der Kultur leitet uns im Verständnis der interkulturellen Öffnung von Krankenhäusern. Wir treten dafür ein, eine offene Selbstreflexion über die imaginierten „Anderen“ zu beginnen und Festschreibungen von Eigenem und dem Fremden immer wieder zu hinterfragen.

 

Unsere Vision

In der Praxis der interkulturellen Öffnung wird der Fokus häufig einseitig auf die Themen kulturelle Differenzen und Migration gelegt. Menschen erfahren aber in Krankenhäusern Diskriminierung nicht nur wegen ihrer Migrationsgeschichte, sondern auch weil ihre Lebensbedingungen mit anderen Dimensionen sozialer Ungleichheit, wie Bildungschancen, Einkommen, Geschlecht, einer Behinderung oder auch sexuellen Orientierung, verschränkt sind. Sobald die vermeintliche kulturelle Andersartigkeit überbetont wird, entsteht die Gefahr, dass Mehrfach-Diskriminierungen oder strukturelle Engpässe unsichtbar werden.

Wir wollen mit Akteur*innen der Berliner Krankenhäuser, beginnend mit Berliner landeseigenen Kliniken (Charité und Vivantes), in einen Dialog zur Interkulturellen Öffnung kommen. Auf struktureller Ebene wollen wir Zugangsbarrieren identifizieren, konkrete Maßnahmen zu deren Abbau entwickeln und Allianzen innerhalb und zwischen Versorgungsstrukturen bilden. Zudem werden wir Fortbildungsangebote etablieren, die die Selbstreflexion der Mitarbeiter*innen stärken, so dass Begegnung und Solidarität erleichtert werden, ohne dabei entscheidende Differenz zu verleugnen.

Der Begriff Nexus, lat. nectere – binden, knüpfen, verknüpfen, steht für

  1. die Verflechtung der verschiedenen Achsen sozialer Ungleichheit innerhalb einer intersektionalen Perspektive – symbolisiert durch das große X – auf die Gesundheitsversorgung in den Berliner Krankenhäusern
  2. die Verbindung und Verflechtung kultureller Einflüsse in unserem Kulturbegriff
  3. die Verknüpfung von Wissen und bestehender Ressourcen

 

Literatur

Fachliteratur: Machleidt, W., Kluge, U., Sieberer, M., & Heinz, A. (Hrsg.) (2018). Praxis der Interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie (2. Auflage, S. 629-635). München: Elsevier. Auswahl: Machleidt, W., Koch, E., Graef-Calliess, I. T., Salman, R., & Schepker, R. Öffnung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Institutionen (S. 157-167) sowie Penka, S. & Kluge, U. „Good Practice“ in der transkulturellen Psychiatrie (S. 629-635). Penka, […]

Weiterführende Literatur